Brahmi
Die Brahmi-Schrift ist der Vorläufer der meisten, der mehr als hundert indischen Schriften, sowie einiger anderer Schriften wie z.B. Khmer und Tibetisch. Sie ist eine Kombination aus Silben- und Buchstabenschrift, kam Anfang des 5. Jhs. v. Chr. in Indien auf, und es wird angenommen, daß sie nach der phönizischen oder aramäischen Schrift gebildet wurde.
Diese Schrift wurde für eine ganze Reihe von Sprachen benutzt, so auch für Sanskrit und Prakrit. Neben selbstständigen Vokalzeichen für den Wortanfang wurden die übrigen Vokale durch Modifikationen der vorangehenden Konsonantenzeichen dargestellt. Dabei ist a ein inhärenter Vokal. Der Anordnung der Zeichen im Alphabet lag bereits eine genau durchdachte Einteilung nach Artikulationsort und -art zugrunde.
In Abhängigkeit von verschiedenen Schreibmaterialien entwickelte sich die Brahmi-Schrift schon in den folgenden Jahrhunderten weiter. Obwohl sich die Formen im Laufe der Zeit beträchtlich veränderten, wurde das Grundprinzip beibehalten.
Man geht davon aus, dass die Brahmi-Schrift erst in der mittelindischen Sprachperiode entwickelt wurde. Ältere Texte wurden Jahrhunderte lang mündlich überliefert und zum Teil erst sehr viel später niedergeschrieben.
Die frühesten heute bekannten Inschriften stammen aus der Zeit des Königs Ashoka (Gupta-Schrift, ca. 270 - 232 v. Chr.), die teilweise in aramäischer, persischer und griechischer Sprache abgefasst sind. Zur gleichen Zeit wurde ebenfalls in Inschriften des Königs Ashoka die Kharosthi-Schrift verwendet, die auf ein aramäisches Vorbild (8. bis 6. Jh. v. Chr.) zurückgeht und wie diese von rechts nach links geschrieben wird, aber nur im Nordwesten Indiens vorkommt.
Einige Forscher gehen davon aus, das sich die Brahmi-Schrift aus der Indus-Schrift des 3. Jahrtausend v. Chr. entwickelt hat, allerdings wurden bis heute keine Übergangsformen zwischen beiden gefunden. Wahrscheinlicher ist, dass sie auf Grundlage der aramäischen Schrift entwickelt wurde.
Abkömmlinge der Brahmi-Schrift sind z. B. Bengalisch, Devanagari, Grantha, Gujarati, Gurmukhi, Kannada, Khmer, Malayalam, Oriya, Sinhala, Tamil, Telugu, Tibetisch.
Zeichen Wert   Zeichen Wert   Zeichen Wert   Zeichen Wert   Zeichen Wert
a a   ka  ka ka   na   dha  dha dha   la  la la
ä ā   kha   kha kha   ta ţa   na  na na   la ļa
i i   ga ga   tha ţha   pa pa   va   va va
ie ī   gha  gha gha   da ţa   pha pha   sa sa
u u   na ńa   dha ţha   ba  ba ba   sha   sha ṧa
ü ū   ca  ca ca   na ņa   bha bha   sha  sha ša
e e   cha cha   ta  ta ta   ma  ma ma   sa   sa sa
ai ai   ja  ja ja   tha tha   ya  ya ya   ha   ha ha
o o   jha jha   da da   ra   ra   ra ra      

Vokalverbindungen am Beispiel “k”:
Zeichen Wert   Zeichen Wert   Zeichen Wert
ka ka   kie   ke ke
kä   ku ku   ko ko
ki ki   kü   kam kam

Ziffern:
v. Chr.:
Zeichen Wert   Zeichen Wert   Zeichen Wert
1 1   4 4   7 7
2 2   5 5   8 8
3 3   6 6   9 9

1. Jh. n. Chr.:
Zeichen Wert   Zeichen Wert   Zeichen Wert
1 1   4 4   7 7
2 2   5 5   8 8
3 3   6 6   9 9

ab 7. Jh. n. Chr.:
Zeichen Wert
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