Lateinische Schriften
lateinische Schriften

Die Schriften der altitalischen Völker sind im ganzen miteinander und den westgriechischen Schriften verwandt, wenn auch die Anzahl der Laute sowie die Gestalt der Zeichen teilweise differieren.
Alle diese Schriften werden letztlich von der römischen verdrängt, nachdem Rom die anderen italischen Völker besiegt hatte und das reich gewordene Rom der geistige Mittelpunkt Italiens geworden war.
Als Schrift der weströmischen christlichen Kirche wird später die römische Schrift mit dem Evangelium durch ganz Europa verbreitet und verdrängt in Nordeuropa die Runenschriften als "heidnische" Zeichen und vermeintliche Zauberschriften.

Die römische Schrift hat verschiedene Formen:
  • 1. Die Capitalis, die durch zahlreiche Inschriften bekannt ist, aber auch in Handschriften angewendet wird.
  • 2. Die Uncialis, welche man schon im 3. Jahrhundert findet und eine mehr gerundete Form der Kapitalschrift ist.
  • 3. Die Kursive, welche man auch auf Wachstafeln aus dem 2. und 3. Jahrhundert (Majuskelkursive) z. B. in Siebenbürgener Bergwerken und Gallien findet. Im 5. Jahrhundert wird die Kursive auch in der kaiserlichen Kanzlei (spätrömische Minuskelkursive) angewendet und in Büchern etwa vom 3. Jahrhundert an gebraucht (Minuskelkursive).
  • 4. Die tironischen Noten, von Tiro erfundene schnellschriftliche Zeichen und Abbreviaturen, deren Gebrauch bis zum 9. Jahrhundert üblich ist und sich teilweise bis zum 17. Jahrhundert hält.

Bei der Adaption der römischen Schrift in zahlreichen europäischen Nationalschriften, wie der langobardischen, westgotischen, merowingischen, der irischen oder angelsächsischen Schrift, hat sie bei diesem Übergang auch vereinzelt einheimische Schriftzeichen aufgenomen.
Auf diesen Grundlagen entstent im 7. Jahrhundert die merowingische und daraus im 8. Jh. die karolingische Minuskel, in welcher sich die Capitalis als Initialform erhält, während die Uncialis und die Kursive durch diese allmählich verdrängt wird. Aus der Minuskel bildet sich später die lateinische Buchschrift.

Römische Wachstafel
Römische Kursive auf einer Wachstafel

Altgriechisch
Altitalisch (Etruskisch)
 
Lateinisch:
  Capitalis monumentalis Capitalis romana 1. Jh. v. Chr. - 3. Jh. n. Chr.
Tironische Noten 1. Jh. v. Chr. - 17. Jh. n. Chr.
Capitalis rustica 1. - 5. Jh.
Ältere römische Kursive 1. - 4. Jh. Capitalis cursiva, Majuskelkursive
Gallolateinische Kursive 1. - 6. Jh.
Capitalis quadrata 2. - 6. Jh.
Jüngere römische Kursive 3. - 11. Jh. Minuskelkursive
Spätrömische Minuskelkursive der kaiserlichen Kanzlei 5. Jh.
Unziale 3. - 14. Jh.
Halbunziale 6. - 8. Jh.
Westgotische Kursive 6. - 12. Jh.
Merowingische Kursive 7. - 8. Jh.
Beneventana 8. - 13. Jh. Halbunziale
Lombardische Majuskel 10. - 15. Jh.
Gotische Majuskel 13. Jh.
  Minuskel:
    Irisch ab 6. Jh.
Angelsächsisch 7. - 10. Jh.
Westgotisch 7. - 12. Jh.
Merowingisch 7. - 8. Jh.
Karolingisch 8. - 11. Jh.
9. - 10. Jh.
10. Jh.
11. Jh. frühgotisch
12. Jh.
  Notula 12. - 16. Jh. gotische Kursive
12. - 13. Jh. hochgotisch
13. - 14. Jh.
14. Jh. spätgotisch
Rotunda 13. - 16. Jh.
Bastarda 14. - 16. Jh.
Textura quadrata 14. - 15. Jh.
Spätgotisch-humanistische Mischminuskel 16. Jh.
    Typografie:
      Schwabacher Bastarda 15. Jh.
Textura Gutenberg 15. Jh.
Fraktur Bastarda 15. / 16. Jh.
Humanistische Minuskel:
  Kursive 16. Jh.
    Kanzlei-Kursive: Cancellaresca 16. Jh.
  Antiqua:
    Renaissance-Antiqua:
      Venezianisch 15. Jh.
      Französisch:
        Bembo 15. Jh.
        Garamond 16. Jh.
    Barock-Antiqua, Übergangs-Antiqua, vorklassizistische Antiqua:
      Holländisch:
        van Dijck 17. Jh.
        Janson (Kis) 17. Jh.
        Fleischmann 18. Jh.
      Englisch:
        Caslon 18. Jh.
        Baskerville 18. Jh.
        Times 20. Jh.
      Französisch:
        Etienne 17. Jh.
        Romain du Roi 17. Jh.
    Klassizistische Antiqua:
      Französisch:
        Fournier 18. Jh.
        Didot 18./19. Jh.
      Italienisch:
        Bodoni 18./19. Jh.
      Deutsch:
        Walbaum 18./19. Jh.
    Linear-Antiqua:
      Egyptienne: ab 19. Jh.
        Dynamisch
        Statisch
        Geometrisch
        Dekorativ
      Grotesk: ab 19. Jh.
        Amerikanisch
        Statisch
        Geometrisch
        Dynamisch
  Deutsche Kurrentschriften:
    13. - 14.Jh.
15. - 17. Jh.
18. Jh.
20. Jh.:
  Sütterlin
  Offenbacher