RunenRUNEN 2. - 16. Jh. n. Chr.
Die Runen waren Zeit- und Zauberzeichen (runa bedeutet "Geheimnis"), deren hohes Alter an den Liedern der Edda, in der sie oft erwähnt werden, abzulesen ist.

Dieses Alphabet hat seine eigene Reihenfolge, welches nach den ersten 6 Zeichen (fa, ur, dorn, as, rit, kan) Fudark, Futhork oder Futhark genannt wird.

"Von den Römern oder den Griechen sind die Schriftzeichen nicht entlehnt. Eher können die 16 nordischen Runen jenes Alphabet von 16 Zeichen gewesen sein, dessen sich die Griechen bedienten, bevor sie die ionische Schrift annahmen. Dafür spricht, daß das B der Griechen, ebenso wie das R der Römer keine Vorbilder im phönizischen Alphabet haben und eher aus den Runen in diese Schriften eingeflossen sind. Hätten die nordischen Völker ihre Schrift von den Griechen oder Römern entlehnt, dann würden sie nicht nötig gehabt haben, punktierte Runen (sogenannte Waldemarrunen) zu schaffen, da sie ja die Zeichen für v, d, g, e, p hätten entlehnen können." - Eine Meinung des 19. Jhs., die heute so nicht mehr geteilt wird.

Es gibt neben den 16 nordischen oder Wikinger-Runen auch germanische und gotische Runen mit 24 und angelsächsische mit einigen dreißig Zeichen. Nach Prof. Lauth (Das germanische Runen Fudark, München 1857) entsprechen die 24 gotischen Runen den 24 Stunden des Tages und auch die 16 nordischen Runen seien nach Faulmann (Illustrierte Geschichte der Schrift, 1880) in gleicher Bedeutung zu sehen.

Die nordische Runen-Reihe ist aus der germanischen entstanden, ihre Form hat sich im Laufe der Jahrhunderte in der Form vereinfacht und reguliert und bis zu den Wikingern im 9. Jh. n.Chr. in der Zahl auf 16 reduziert. Das Inventar der Türkischen und Sibirischen Runen besteht aus 38 Zeichen und das der Ungarischen und der Proto-Bulgarischen Runen aus 40 Zeichen.

Die Runen schützen, in den Körper oder in die Waffen eingeritzt, vor Gefahren. In dieser Beziehung nennt das Sigrdrifumal Siegrunen, Älrunen, Bergrunen, Brandungsrunen, Astrunen, Gerichtsrunen und Geistrunen immer in dem Sinne, daß solchen Zeichen besondere, geheime Kräfte innewohnen.
Häufig gebrauchte man die Runen zum Losen, indem drei Stäbe genommen und aus deren zufälliger Zusammenstellung die Zukunft gelesen wurde. Ferner dienten sie als Geheimschrift, wobei der wahre Sinn in gleicher Weise wie beim Orakel imaginiert werden musste. Schließlich wurden sie auch für Inschriften (meist auf Grabsteinen) benutzt, wobei keine aus vorchristlicher Zeit bekannt sind. Ihre ursprüngliche magische Verwendung zum Zauber und Orakel geht jedoch zweifellos in weitaus ältere Zeiten zurück.

"Die Germanen waren als sehr naturverbundene Menschen eher schreibfaul. Zudem hatten sie eine sehr hohe Achtung vor der Macht des geschriebenen Wortes. Als es aber nicht mehr anders ging, übernahmen sie von den Nachbarvölkern die Sitte des Schreibens und versuchten dabei auch ihre angestammten Zeichen, die Runen, zu verwenden. Viel lieber jedoch ritzten sie einzelne oder einige Runen in Holz, Ton, Knochen, Stein und einfach überall hin."

Das Wort Buchstabe kommt von den Runen als Stäbe aus Buchenholz, wie sie für das Orakel benutzt wurden.

In der Edda steht:

"Auf den Schild sind sie geritzt,
der steht vor der schimmernden Göttin,
auf Arwakers Ohr und auf Alswinns Huf,
auf das Rad, das sich dreht unter des Donnerers Wagen,
auf Sleipnirs Zähne und die Zunge Bragis,
auf des Schlitten Kufen und den Schnabel des Adlers,
auf des Bären Pranke und die Pfoten des Wolfs,
auf blutige Schwinge und der Brücke Stoß,
auf der Heilbringerin Hand und der Helferin Spur,
auf Glas und auf Gold und auf gutes Kleinod,
in den Wein und ins Bier und auf gewohnten Sitz,
auf Gungnirs Spitze und auf Granis Brust,
auf der Norne Nagel und der Nachteule Schnabel."


Mutterzeichen
Mutterzeichen der
germanischen Runen

Mandala
Mandala der
Wikingerrunen

Codex Runicus
Schriftprobe aus dem Codex Runicus nach dem
(jüngeren) nordischen Runenalphabet (Ende 13. Jh.).
Der Text enthält das Schonische Provinzialgesetz.