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Die gotische Kursive entsteht am Ende des 12. Jhs. als Gebrauchsschrift aus der gotischen Minuskel. Sie ist nicht verwandt mit der antiken Älteren römischen Kursiven, sondern eine Neuschöpfung aus entarteter Buch- und Urkundenschrift. Zeitgenössisch wurde sie Notula genannt und in Notula acuta, Notula conclavata, Notula fracturarum und Notula simplex unterschieden. Es enstehen zahlreiche lokale und mehr oder weniger unterschiedliche Varianten. Während in den Jahrhunderten des Hochmittelalters fast nur Klöster und Klosterschulen die Schrift und ihre Erlernung pflegen, kommen nun Gelehrte und Studenten an den Universitäten, Schreiber in vielen Kanzleien der Fürsten und Städte sowie sonstige Laien hinzu, denen die Textura mit ihren spitzen und umständlichen Formen zu zeitraubend und bei dem damals neuen Beschreibstoff Papier auch zu unpraktisch geworden war. So entspricht die Entstehung dieser Schreibschrift einem Bedürfnis, welches durch das Papier, als neuem, billigen Beschreibstof, leichter befriedigt werden konnte. Man durchsetzt die Textura mit zahlreichen kursiven Elementen, die vielfach der Urkundenschrift entliehen sind, ein Vorgang, der seit dem Ende des 12.Jh. vor allem in Frankreich und Italien, später auch in Deutschland zu beobachten ist. Die so neu entstandene Schreibschrift ist gekennzeichnet durch das Mitschreiben der Luftlinien (Schlingenbildungen) an den Oberlängen von b, d, k, l etc., die kurzschäftigen Buchstaben m, n, u und i wandeln sich meist in eine fortlaufende Zackenlinie und sind oft kaum zu unterscheiden. Die Kleinbuchstaben erhalten nun keine Ansatz- und Abschlußstriche mehr, sondern werden, wie in der modernen Kurrentschrift, direkt verbunden. Die Oberlängen von b, d und h sowie die Unterlänge von g werden in Anlehnung an Urkundenbeispiele mit Schlingen ausgestattet, die mehr oder weniger schwungvoll und zügig geschrieben sind und so die Verbindung mit den nachfolgenden Buchstaben gestatten. Verschiedene Vorstufen mit halb vollendeten Schlingen als Oberlängen finden sich oft in Handschriften des 12. und 13. Jh. Je flüchtiger die Schrift, umso schwerer sind die kursiven Formen von c, e und t (mit Querbalken rechts vom Schaft) zu unterscheiden, a wird an Stelle der zweistöckigen Form lieber mit hochgezogenem Bogen ausgeführt, r findet sich häufig in der gespaltenen Form, aber auch in verschiedenen Varianten der runden Type. Das runde s, das früher zwei offene Bögen hatte, schließt nun einen oder beide Bögen und erhält ein 8-förmiges Aussehen, analog der Entwicklung in der Textura. Das z wird überwiegend mit Unterlänge geschrieben. Im Ganzen bieten Beispiele ausgesprochen kursiver gotischer Schrift meist einen ästhetisch eher unerfreulichen Anblick. Sie lassen meist jeden Versuch einer Stilisierung vermissen und bereiten mit der Fülle von oft flüchtig geschriebenen Kürzungen der Lesung bisweilen große Schwierigkeiten. |