Semnonen (Sueben) (Juthungen) (Nordschwaben)

Historische germanische Gruppe im Brandenburgischen. Elbgermanen. "Wichtiger Stamm der Sweben". Wohnte vermutlich zwischen mittlerer Elbe und Oder. Im 1. Jahrhundert waren sie wahrscheinlich im Gebiet der heutigen Mittelmark im Bereich der unteren Spree und Havel ansässig. In ihrem Gebiet lag das Hauptheiligtum der Sweben, ein heiliger Hain (1) der Tiuz geweiht war und in dem Menschenopfer dargebracht wurden. Er durfte nur in Fesseln gebunden betreten werden. Diese Fesselungen tauchen auch in anderen Mythologien auf und im Strick, den heutige Mönche noch um die Kutte geschlungen haben, zeigt sich ein kläglicher Bestandteil dieses Brauches. Man ist gebunden, hat sich selbst gebunden, an einen Gott, um ihm zu dienen und vor allem, um seine Ehrfurcht zu bezeugen. Wehrlos lieferte man sich dem Willen der Gottheit aus. Wer im Hain zu Boden fiel, durfte nicht aufstehen, sondern mußte sich herauswälzen - eine besondere Übung in Achtsamkeit. (2)

Sueben, lateinisch Suebi oder Suevi, erstmals von Caesar erwähnte Gruppe westgermanischer Stämme, die ursprünglich im Bereich der Elbe nördlich der Mittelgebirge siedelten und unter Ariovist 71 v.Chr. nach Gallien vordrangen, aber 58 v.Chr. von Caesars Truppen zurückgeschlagen wurden. Ein Teilstamm der Sueben ließ sich später am Neckar nieder (Suebi nicretes: Neckarsueben), andere (Nemeter, Triboker, Vangionen) wurden im römischen Gebiet links des Rheins angesiedelt. Die größte Ausdehnung erhielt der Name bei Tacitus, der als Sueben alle Stämme zwischen Donau und Ostsee und diese als Mare Suebicum bezeichnet und beschreibt sie als glühende Isis-Verehrer (wobei sie wohl einer Göttin zugeneigt waren, die Tacitus mit Isis vergleicht).
Starker Zusammenhalt und eine ausgeprägte Betonung des Kriegertums kennzeichnen den Personenverband der Sueben, der sich seit dem 2. Jh. v.Chr. im Mittelelbe-Saale-Gebiet herausbildete, u.a. durch die Übernahme des ursprünglich keltischen Gefolgschaftswesens. Die zahlreichen im nördlichen Elbegebiet siedelnden germanischen Bevölkerungsgruppen des 2./1. Jhs. v.Chr. sind - nach längerer Ethnogenese - seit dem 1. Jh. n.Chr. als schriftlich überlieferte Stämme der Langobarden, Semnonen, Hermunduren, Markomannen und Quaden zu fassen. Die wissenschaftliche Bezeichnung Elbgermanen (fälschlich auch Elbsueben) für diese Stämme des 1.-5. Jhs. beruht auf den offensichtlichen Gemeinsamkeiten ihrer archäologischen Hinterlassenschaften.
Im 3.-5. Jh. nach Südwest-Deutschland vordringende elbgermanische Bevölkerungsgruppen bildeten die ethnische und kulturelle Grundlage der Alemannen und Iuthungen. Für die im Gebiet der heutigen Südwest-Slowakei siedelnden Quaden erscheint der Name Sueben seit dem 4. Jh.; Teile dieses Stammes zogen mit Vandalen und Alanen bis in den Nordwesten der Iberischen Halbinsel (eigenes Königreich bis 585), andere Sueben blieben im Karpatenbecken und gerieten vorübergehend unter die Herrschaft der Hunnen (bis 454). (3)

Der germanische Stamm der Semnonen hatte sich um den Wublitz-See, der inzwischen verlandet ist, und an der Wublitz-Rinne niedergelassen, was durch viele Keramikfunde und Lagerplätze in diesem Raum belegt ist. Bei Buchow-Karpzow und Priort hat man auch Gräberfelder aus dieser Frühzeit entdeckt. Mit der Völkerwanderung verließen die meisten Germanen das Havelland (4). Während der Völkerwanderung wanderten dann ca. 600 slawische Stämme in das dünn besiedelte Gebiet bis an die Elbe ein (5).

Teile der Semnonen wanderten im 3.-4. Jahrhundert nach Südwesten ab und gingen in den Alemannen auf. Bis ins 6. Jahrhundert blieb eine Restbevölkerung an ihren Stammessitzen (6).

Am 11. September 60 läßt der Ritter Marcus Simplicinius Genialis in der Nähe von Augsburg einen Weihestein an die Siegesgöttin Victoria errichten, der an den am 24./25. April des Jahres errungenen Sieg der Römer gegen "die Barbaren des Stammes der Semnonen oder Juthungen" erinnert. Die Juthungen werden am Ende des 4. Jahrhunderts als (Teil-)Stamm der Alemannen bezeichnet, welche zu dieser Zeit Streifzüge bis nach Gallien und Oberitalien durchführen

Die Gegend von Daiting, ein gebiet nördlich der Donau wurde nach dem Fall des Limes zwischen 260-300 n.Chr. von Juthungen (Semnonen) in Besitz genommen, wobei römische Infrastruktur dazu beitrug, daß sich hier spätestens am Beginn des 4. Jahrhunderts germanische Siedler vom Stamm der Juthungen entlang des neuen Donaulimes niederließen. Die Landnahme war herschaftlich organisiert, wie dies u.a. das germanische Herschaftszentrum auf der Gelben Bürg in Daiting erkennen läßt.
Aus der Darstellung der frühesten poströmischen Besiedlung des Raumes nördlich der Donau, ergibt sich, daß die alamannischen und juthungische Besiedlung noch vor dem Seßhaftwerden der Friedenhain-Leute (Baiuvarii) begann. Das bedeutet Alamannen und Juthungen besiedelten die ehemaligen römischen Gebiete von Westen, Baiuwaren von Osten. Das Zusammentreffen der Landnahmen erfolgte im Raum Rennertshofen. Dies wird auch durch die spätere Grenze zwischen dem alamannischen Sulafeldgau und dem bairischem Nordgau dokumentiert. Hier wurde diese alte Stammesgrenze fortgeführt. Und besonders erstaunlich, noch heute nach 1.600 Jahren kann jeder am Dialekt erkennen wo Juthungen und Baiuvari aufeinandertrafen (7).

Hinter den Namen Sueben, Semnonen, Schweden sieht man ein Etymon das "frei, selbständig, eigenen Rechtes" bedeutet (8).

Sueven (Suevi), Name eines german. Völkerbundes, welcher wohl die im Osten der Elbe vorhandenen, weniger von Ackerbau als von Jagd und Viehzucht lebenden kriegerischen, wanderlustigen ("schweifenden") Stämme umfaßte, später Name eines einzelnen Volkes. Cäsar, welcher die nach Gallien eingedrungenen S. unter Ariovist 58 v. Chr. besiegt hatte, begreift unter diesem Namen die hinter den Ubiern und Sigambern wohnenden Germanen und berichtet, daß sie 100 Gaue mit je 10,000 streitbaren Männern gezählt, aber sich bei seinem Rheinübergang weit, nach dem Wald Bacenis, zurückgezogen hätten. Sie sollen keine festen Wohnsitze gehabt haben, sondern alljährlich zum Teil auf kriegerische Unternehmungen ausgezogen sein. Tacitus nennt das ganze östliche Germanien von der Donau bis zur Ostsee Suevia. Die Hermunduren gelten ihm als das vorderste, die Semnonen als das angesehenste, die Langobarden als das kühnste unter den suevischen Völkern. Der Dienst der Nerthus (Hertha) war allen S. gemeinschaftlich. Der Markomanne Marbod vereinigte suevische Völker unter seinem Zepter, und noch später, zu Marcus Aurelius' Zeiten, werden Markomannen und Quaden als S. bezeichnet. In der Zeit der Völkerwanderung beschränkte sich der Name S. auf die Semnonen. Ein Teil derselben nahm 406 an dem Verwüstungszug des Radagaisus teil. 409 drangen sie dann mit den Vandalen und Alanen über die Pyrenäen nach Spanien vor und breiteten sich unter Rechila nach Süden über Lusitanien und Bätica aus. Rechilas Sohn Rechiar verlor 456 gegen den westgotischen König Theoderich II. Sieg und Leben, und sein Nachfolger Remismund wurde von Eurich zur Anerkennung der Oberhoheit der Westgoten gezwungen. König Theodemir trat vom Arianismus zum Katholizismus über. 585 ward das suevische Reich dem westgotischen einverleibt. In Deutschland hat sich der Name Sueven in dem der Schwaben erhalten (9).

Die bis in das Donaugebiet gewanderten Donausueben werden auch Markomannen genannt und hatten eine eigene Runenschrift. Ob sie ihre Schrift bereits mitbrachten oder diese in ihrer neuen Heimat aus den regionalen Schriftzeichen entwickelten ist unklar. Obwohl sie vermutlich eine spezielle Schriftkenntnis bereits mit sich führten, spricht für das Zweitere jedoch das Aussehen ihrer "Runen" und das verwendete Abecedarium. Sehr wahrscheinlich erklären sich ihre Runen gerade eben aus beiden Fakten.
Erwähnenswert scheint hier, das die Sueben im Donaugebiet sowohl auf die lateinischen/römischen Zeichen/Abecedarien (als jüngste Schrift), als auf altgriechische und aber auch auf uralte Zeichen der Donau-Kulturen treffen. Die Letzteren werden sicherlich ihrem gewohnten Zeichengebrauch am ehesten und die Ersteren zweifellos dem aktuellen Schriftgebrauch entsprochen haben.
Ein von Trithemius veröffentlichtes markomannisches Abecedarium weicht sehr von den durch verschiedene Codices überlieferten markomannischen Runen ab.


(1) HU-Berlin (Artikel nicht mehr im www vorhanden)
(2) Der Gott Tiuz oder Tyr
(3)
Sueben
(4) Wustermark
(5) Oderbruch
(6) Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg
(7) Geschichte von Daiting
(8) Alemannische Dialekte
(9) Sueven


Die Sueben und östliche Grenzvölker
Sweben
Luise-Berlin
Geographie Germaniens nach Ptolemaios 'Geographike Hyphegesis'
Germanische Religion
Die germanischen Stämme
Die Germanischen Stämme
Die Germanen - Ursprung, Geschichte, Stämme
Zeittafel - zur Germanischen Geschichte
Römische Germanienpolitik in augusteisch-frütiberischer Zeit
Germanen 1. Jh. n. Chr.
Germanen in Österreich
Geschichte der Alemannen
Zeittafel des Volkes der Rasenna
Die Kelten
Hermunduren in Thüringen
Zeittafel der germanischen Völkerwanderung
Zeitübersicht Main-Regnitz-Gebiet
Archäologie um Ingolstadt
Berlin
Die Geschichte der Stadt Berlin
Chronik von Bestensee
Epochen der Geschichte Brandenburgs
Ortschronik Fläming
Stavenow
Stadt Zahna