Sütterlin   Sütterlin
Deutsche Kurrentschrift, 20. Jh.
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Ziffern

Mit Sütterlin werden heute häufig die im 19. und 20. Jahrhundert gebräuchlichen deutschen Kurrentschriften (Handschriften) bezeichnet. Die Bezeichnung leitet sich von dem Graphiker Ludwig Sütterlin (1865-1917) ab, der 1911 einen wichtigen Entwurf für eine normierte Handschrift vorgelegt hat. Sein Schriftentwurf wurde ab 1924 an preußischen Grundschulen für den Schreibunterricht verbindlich und verwandte Entwürfe fanden seit 1930 in den meisten deutschen Ländern im Schulunterricht Verwendung.
Konkurrierend zu Sütterlins Entwurf spielten gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland noch eine Reihe anderer Handschriften eine Rolle. Besonders hervorzuheben ist die 1927 von Rudolf Koch (1876-1934) entworfene Offenbacher Schrift, welche besonders in Süd- und Mitteldeutschland sowie im Rheinland verbreitet war.
Von den vorher verwendeten Handschriften unterscheiden sich all diese Entwürfe vor allem durch ihren steilen Neigungswinkel und das gleichmäßige Verhältnis von Ober-, Mittel- und Unterlängen.
Die Bedeutung der Handschriften für die Epoche von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ist sehr hoch: Es ist davon auszugehen, dass der weitaus größte Teil der aus dieser Zeit erhaltenen schriftlichen Zeugnisse in handschriftlicher Form vorliegt. Das betrifft dabei durchaus nicht nur Schriftstücke privater Natur, wie Tagebücher, Briefe usw., sondern im Gegensatz zu den Nachkriegsverhältnissen auch den überwiegenden Teil der Zeugnisse aus Verwaltung, Jurisprudenz und öffentlichem Leben. Das Ende der Sütterlin-Epoche trat nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Die Gründe hierfür sind zum einen in der zunehmenden Mechanisierung des Schreibprozesses zu sehen, durch die insbesondere im öffentlichen Bereich die Handschrift fast völlig durch die Druckschrift verdrängt wurde; zum anderen wirkte aber auch besonders ein Erlass der Nationalsozialisten von 1941 nach, mit dem die Verwendung der damals hauptsächlich gebräuchlichen deutschen Handschrift verboten wurde.
Vereinzelt wurde bis Ende der 1960er-Jahre neben der Ausgangsschrift vor allem die Offenbacher Variante der Sütterlin-Handschriften an bundesdeutschen Grundschulen gelehrt.
Bis zu ihrem Ende in der Mitte des 20. Jhs. stellten die Sütterlin-Handschriften über einen Zeitraum von fast 100 Jahren die in Deutschland bestimmende Kurrentschrift dar.

Lateinische Ausgangsschrift nach Ludwig Sütterlin
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